Schon gewusst? …Reinschnuppern in die klinische Untersuchung des Pferdes
Schon gewusst? Bei verschiedenen Kolikformen kann die Herzfrequenz des Pferdes stark ansteigen. Da stellt sich die Frage: was ist eigentlich normal? Über die physiologischen, also gesunden Werte des Pferdes informiert die neue Ausgabe unserer „Schon gewusst“-Reihe.
Die klinische Untersuchung des Pferdes setzt sich aus vielen Parametern zusammen, die am Ende ein Gesamtbild des Gesundheitszustandes ergeben. Allgemeinverhalten, Körperhaltung und Ernährungszustand gehören ebenso dazu wie die detaillierte Beurteilung aller Körperregionen von Kopf bis Fuß inklusive Haut und Haar. Nicht immer ist jeder Schritt im Einzelnen erkennbar, wenn der Tierarzt zum Pferd kommt. Mit ein wenig Erfahrung können manche Faktoren auch auf einen Blick oder Griff erkannt werden.
Der Vorbericht – ein wichtiger Einstieg
Der Tierarzt wird anfangs eine Reihe Fragen stellen. Hier ist es wichtig gewissenhaft zu antworten. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein.
Körperhaltung
Allein aus der Haltung des Tieres, der Gewichtsverteilung auf die Gliedmaßen oder der Position einzelner Körperteile lassen sich Informationen ableiten. Tut zum Beispiel ein Bein weh, wird es geschont und entlastet – das Pferd steht auf drei Beinen. Auch Schmerzgesichter sind beim Pferd beschrieben worden.
Von glatt, glänzend und anliegend bis zur Inneren Körpertemperatur
Auch der Blick auf das Fell und die Hautoberfläche ist ein wichtiger Bestandteil der Untersuchung. Als größtes Organ des Körpers zeigt die Haut im Krankheitsfall manches Anzeichen „von außen“. Mangelerscheinungen bestimmter Mineralstoffe führen zu Farbveränderungen oder einem stumpfen Haarkleid. Auch der Flüssigkeitshaushalt kann hier eingeschätzt werden. Wenn man eine Hautfalte zieht, sollte sich diese direkt wieder anlegen und nicht stehen bleiben.
Bewegt man den Handrücken beziehungsweise an Ohren und Gliedmaßen die Handinnenfläche über die Hautoberfläche, wird man einen Temperaturunterschied merken. Das soll auch so sein, da diese Bereiche im Verhältnis zur Oberfläche weniger durchblutet werden.
Fieber?
Die innere Körpertemperatur des Pferdes liegt bei 37,5 bis 38,0°C. Sie wird rektal bestimmt, denn hier ist der Wert am genauesten. Bei der Messung sollten keine Quecksilberthermometer verwendet werden, da hier Verletzungs- und Vergiftungsgefahr besteht und sie zwei bis vier Minuten Messzeit dauern. Wird ein Wert über der Norm gemessen, so ist dies eine erhöhte Körpertemperatur in verschiedenen Stufen. Fieber hingegen ist ein Komplex aus Symptomen wie Schüttelfrost, erhöhtem Puls und Atmung und Ähnlichem zusätzlich zur erhöhten Körpertemperatur. Aber Vorsicht! Nach körperlicher Arbeit, Transport oder Nahrungsaufnahme, sowie bei Aufregung kann der Wert ebenfalls erhöht sein.
Vom Pulsieren und Pulsationen
Zum Pulsfühlen wird eine oberflächlich unter der Haut und auf einer harten Unterlage (Knochen) aufliegende Arterie benötigt. Die Arteria facialis am Kopf des Pferdes eignet sich gut. Sie schlägt am Unterkiefer um und kann hier durch Auflegen von zwei Fingern bewertet werden. Im Gegensatz zum Menschen liegt der Ruhepuls des Pferdes mit 28 bis 40 deutlich niedriger. Insbesondere wenn man nur selten den Puls eines Pferdes fühlt, sollte man sich Zeit nehmen und ein wenig einfühlen.
Pulsation hingegen ist ein an den Beinarterien fühlbarer Pulsschlag, der nur bei Entzündung der Huflederhaut spürbar ist.
Zehnfach inspirierend pro Minute
Die normale Atemfrequenz eines Pferdes liegt bei 10 bis 14 Atemzügen pro Minute. Am besten zu erkennen ist das aus einer Position schräg hinter dem Tier. Auch die Atmung unterliegt dabei jedoch Einflüssen, die den Wert verändern können, zum Beispiel körperliche Belastung, Aufregung etc.
Mit einem Stethoskop kann man die Atmung auch hören, zumindest ein ganz leichtes Geräusch, das man als vesikulär bezeichnet. Pfeifen, Giemen und andere Nebengeräusche sind pathologisch und deuten auf eine Erkrankung der Atemwege hin.
Abhören kann man auch das Herz. Die ideale Position dafür ist auf der linken Seite des Pferdes am unteren Brustkorb etwa eine Hand breit hinter dem Ellbogen. An dieser Stelle spürt man auch den Herzspitzenstoß wenn man die flache Hand auflegt.
Dies soll nur ein kleiner Einblick in die klinische Untersuchung gewesen sein. Wichtig ist ein strukturiertes Vorgehen mit Allgemeinblick auf Tier und Situation.